Rede

Ein Jahr nach dem Fall von Kabul: Haben wir Afghanistan vergessen?

Lena Günther,

Gymnasium Plochingen,

Klasse9

Inhalt

Rede Afghanistan

Rede

In Afghanistan leben rund 40 Millionen Einwohner, knapp halb so viele wie in Deutschland. Flächenmäßig ist das Land fast doppelt so groß. Eine gemeinsame Sprache gibt es nicht. Seit den 80ern Jahren herrscht dort Krieg. Weite Teile der Bevölkerung leben ein Leben in ständiger Angst und Bedrohung. In Deutschland, sogar in ganz Europa, war zu dieser Zeit der Song „Ein bisschen Frieden“ von Nicole ein großer Hit.

Sie gewann damit den European Song Contest und übersetzte den Text in viele Sprachen. Als ich das Lied vor kurzem zum ersten Mal auf einer 80er Party hörte, fand ich es furchtbar kitschig. Beim zweiten Mal altmodisch, eben für die Generation meiner Großeltern und Eltern geschrieben. Erst beim dritten Mal anhören – ich muss zugeben, da achtete ich zum ersten Mal auf den Text und nicht nur auf die Melodie – wurde mir bewusst, dass der Song eigentlich brandaktuell ist.

„Ein bisschen Frieden für diese Erde!“ Das wünsche ich mir doch eigentlich tagtäglich. Und eben davon träumten die Eltern von Amira1 im weit entfernten Afghanistan schon damals Amira hat sechs Geschwister. Vier Brüder und zwei Schwestern. Sie ist das jüngste Kind einer afghanischen Großfamilie. Ungefähr so alt wie mein Bruder. Ich durfte sie vor kurzem kennenlernen.

Sie hat in ihrem noch so jungen Leben schon viel erlebt! Ich könnte es mir jetzt leicht machen und mir sagen: Wir haben gerade zahlreiche innenpolitische bzw. europäische Herausforderungen zu bewältigen. Afghanistan, das ist so weit entfernt und auch mit den Flüchtlingen hier in Deutschland habe ich nicht viel zu tun. Aber wir leben im 21. Jahrhundert in einer multikulturellen Gesellschaft auf einer Erde und es muss unser gemeinsames Ziel sein, dass die ganze Menschheit auf dieser Erde in Würde leben kann.

Deshalb habe ich mich entschieden meine GFS zu diesem Thema zu schreiben, und deshalb nehme ich an diesem Wettbewerb teil. In meiner Rede, von der ich nicht weiß, ob ich sie wirklich jemals halten werde und die sich an alle richtet, die sich für dieses Land interessieren bzw. interessieren sollten, die Afghanistan vergessen haben oder gerade dabei sind das Land zu vergessen, erzähle ich einen kleinen Teil der Geschichte Afghanistans und die Geschichte einer Familie, einer Familie aus diesem Land.

Eine unglaubliche Geschichte, von der ich nicht glauben würde, dass sie wirklich wahr ist, wenn ich es nicht besser wüsste. Eine Geschichte, der wir Gehör schenken sollten, ebenso wie dem Songtext in Nicoles Hit.

Sehr geehrte Zuhörer und Zuhörerinnen
Sehr geehrte Zuhörer und Zuhörerinnen, denen der Text von „Ein bisschen Frieden“ präsent ist
Sehr geehrte Zuhörer und Zuhörerinnen, denen der Text in wenigen Minuten präsent sein wird
Schön, dass auch Sie es sich nicht leicht machen wollen und sich mit der aktuellen Situation in Afghanistan beschäftigen wollen! Ich heiße sie alle willkommen und freue mich, dass Sie sich für die Geschichte eines inzwischen gar nicht mehr so kleinen Mädchens, das aus Afghanistan geflüchtet ist, interessieren. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meiner Rede zu lauschen!

,, Wie eine Blume am Winterbeginn, Und so wie ein Feuer im eisigen Wind, Wie eine Puppe, die keiner mehr mag, Fühl‘ ich mich an manchem Tag. “ (Siegel, 1982) Pünktlich zum 20. Geburtstag von Nicoles Friedenslied, schickte Deutschland im Januar 2002 die ersten Soldaten nach Afghanistan. Es schneite damals in Deutschland, es war Winter. Gut drei Monate waren seit den Terroranschlägen der Taliban im September 2001 auf New York vergangen!

Fast 20 Jahre sollte die Bundeswehr im asiatischen Binnenstaat im Einsatz bleiben: ,,Zwanzig mal Frühling und Sommer und Herbst und Winter“ sagte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier bei seinem Abschlussapell zur Würdigung des Afghanistaneinsatzes der Bundeswehr am 13.10.2021. Für mich eine unvorstellbar lange Zeit. Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen Haben wir das schon vergessen?

Das dürfen wir nicht vergessen! Die Demokratisierung des Landes war das zentrale Ziel des NATO-Einsatzes mit dem sich unter anderem auch die deutschen Soldaten nach Asien auf den Weg machten. Und Frieden zu bringen war die Aufgabe, Frieden und Selbstständigkeit. Eigentlich eine tolle Aufgabe, aber eine sehr schwierige Aufgabe. ,,Dann seh‘ ich die Wolken, die über uns sind, Und höre die Schreie der Vögel im Wind. Ich singe aus Angst vor dem Dunkeln mein Lied, Und hoffe, dass nichts geschieht.“

Amira, ein afghanisches Mädchen und ich waren damals noch gar nicht geboren! Drei ihrer Geschwister sehr wohl! Sie lebten in einen kleinen Ort, mit dem Auto gut eine Tagesreise von Kabul entfernt. Eigentlich ging es der Familie ganz gut. Sie hatten alles was man zum Leben brauchte. Afghanistan war ein Land geführt von einer instabilen Regierung.

2004 kam es zur ersten Präsidentschaftswahl. Viele Taliban flohen nach Pakistan. Sie formierten sich dort neu. Von dort aus traten sie wieder in Erscheinung. Selbstmordanschläge und Bombenanschläge, immer wieder geschahen furchtbare Gräueltaten. Das muss für die Bevölkerung doch schrecklich gewesen sein! Afghanistan war ein Land geprägt von Angst, Armut und akuter Bedrohung durch die Taliban, die selbst vor den USA nicht Halt gemacht hatten.

Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen Haben wir das schon vergessen? Das dürfen wir nicht vergessen! Im Jahr 2010 kam es am 2. April, am Karfreitag zu einem Gefecht zwischen deutschen Fallschirmjägern und Anhängern der Taliban. Ganz in der Nähe von Kundus, dem deutschen Stützpunkt, kamen drei unserer Landsleute ums Leben – keine 30 Jahre alt!

Wie muss das für die Familienmitglieder hier in Deutschland gewesen sein? Ich war damals drei Jahre alt. Für Amira ging das Leben zu diesem Zeitpunkt erst los. Ein Leben in einem Land, in dem gewaltsame Konflikte allgegenwärtig waren. Nicht nur die drei Soldaten haben einen Kampf verloren. Es gab viele Opfer- die Bevölkerung gejagt, gefoltert und getötet.

„Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne Für diese Erde, auf der wir wohnen. Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude, Ein bisschen Wärme, das wünsch‘ ich mir.“ Warm war es in Afghanistan, auch die Sonne schien. Aber von ein bisschen Frieden – davon war man weit entfernt im weitentfernten Afghanistan ! 2013 waren 62.000 Soldaten aus 42 Staaten in Afghanistan im Einsatz.

Ist Ihnen das bewusst? Das sind ungefähr viermal so viele Einwohner wie in meinem Heimatort Plochingen leben. Eine unfassbar große Zahl. Für die Soldaten war Afghanistan ein Teil ihres Lebens, ihrer Lebensgeschichte. Für sie war Afghanistan Kameradschaft, Feldpostadresse und Heimweh. Für sie war Afghanistan der endlose Tag im Feldlager – und die endlos erscheinende Sekunde im Gefecht.

Für sie war Afghanistan Hoffnung und Ernüchterung, Hitze und Staub, Entbehrung und Angst. So sagte unser Bundespräsident in seiner Rede im letzten Herbst. Amiras Vater arbeitete zu dieser Zeit für die Deutschen. Er war Ortskraft. Einer ihrer Brüder war Dolmetscher. Beide wollen nichts Genaues über diese Zeit erzählen. Verständlich ! Ihre Arbeit war nicht ganz ungefährlich.

Das habe ich zwischen den Zeilen deutlich gehört. Amira bekam davon nicht sehr viel mit. Das war ihren Eltern wichtig. Sie sollte nichts mitbekommen. Ihre Schwestern auch nicht. Sie sollten ein möglichst unbeschwertes Leben leben. Für ihre Eltern aber war es ein Leben in Furcht vor den Taliban.

Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen
Haben wir das schon vergessen? Das dürfen wir nicht vergessen! Offiziell war die Verantwortung für die Sicherheit zu dieser Zeit bereits an die afghanischen Streitkräfte übertragen worden. Aber was heißt das schon. Die Lage war angespannt. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen hatte 2014 zu keinem Ergebnis geführt. Ende des Jahres sollten Tausende von Soldaten aus dem Land abgezogen werden.

Das konnte ja eigentlich gar nicht gut gehen. Die Zahl der zivilen Opfer war so hoch wie nie zuvor. Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nahm zu, auch die willkürliche Inhaftierung unschuldiger und Folterszenarien. Die Zahl der Flüchtlinge stieg. Das war die Folge des bewaffneten Konflikts. Vor sieben Jahren hat Amiras Bruder als erster der Familie Afghanistan verlassen.

Seine Familie und auch seine Frau ließ er zurück! Wie muss das für ihn, wie muss das für seine Familie gewesen sein? Tränen sind in dieser Zeit gewiss viele geflossen. „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen Und dass die Menschen nicht so oft weinen. Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe, Dass ich die Hoffnung nie mehr verlief.“

Die Hoffnung nicht verlieren. Gar nicht so einfach unter diesen Bedingungen. Und nicht einmal mit seinen Nachbarn konnte man sich unbeschwert unterhalten. Die Meinungsfreiheit war stark eingeschränkt. Journalisten, die auf friedliche Weise ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten, wurden angegriffen und verfolgt. Sie wurden aus politischen Gründen inhaftiert, mit Schlägen misshandelt oder getötet.

Die Regierung sorgte nicht dafür, dass angemessene Untersuchungen und Strafverfolgungsmaßnahmen gegen die mutmaßlichen Täter eingeleitet wurden. Eine Rede zu halten, wie ich sie gerade halte, undenkbar! Amiras Bruder war inzwischen in Deutschland eingetroffen. Die Arbeit von ihrem Vater in Afghanistan gestaltete sich zunehmend schwieriger. Vorsicht war geboten! Vorsicht. Der Familie sollte schließlich nichts passieren.

Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen
Haben wir das schon vergessen? Das dürfen wir nicht vergessen! Anfang des Jahres 2020 unterzeichneten die Taliban und die Vereinten Nationen ein Friedensabkommen, welches auch den Rückzug der internationalen Truppen innerhalb von 14 Monaten aus Afghanistan beinhaltete. Das war ja schließlich auch das Ziel gewesen. Aber war Afghanistan wirklich soweit?

Mit dem Abzug der NATO ist die afghanische Regierung im Sommer 2021 zusammengebrochen. Auf dem Flughafen von Kabul spielten sich chaotische Szenen ab. Tausende Afghanen, die die Rückkehr der Taliban-Herrschaft fürchteten, versuchten aus dem Land zu fliehen. In den Medien war zu sehen, wie Hunderte von Menschen über das Rollfeld rannten, um ein Flugzeug zu besteigen.

Dutzende Menschen klammerten sich an die Seiten von Flugzeugen, die versuchten abzuheben. Auch ich habe Bilder in den Medien gesehen. Und Amira? Sie hat das ganze live erlebt. Mit ihrem Vater, ihrer Mutter zwei Brüdern, einer Schwester und einer Tante begab sie sich todesmutig auf die Flucht. Über Kabul in die Türkei nach Hannover, dann zwei Wochen Flüchtlingsunterkunft in Kirchheim.

Zurückgelassen haben sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch zwei Brüder und eine Schwester. ,,Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel, Ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt. Allein bin ich hilflos, ein Vogel im Wind, Der spürt, dass der Sturm beginnt.“ Alleine und hilflos, so fühlte sich die Familie in den ersten Wochen in Deutschland Zum Singen war Amira in dieser Zeit jedenfalls nicht zumute.

Ihrer Mutter noch weniger. Es zerriss ihr das Herz. Drei ihrer Kinder waren so weit entfernt. Das war kaum auszuhalten. In Kirchheim gab es noch andere Familien mit dem gleichen Schicksal. Leben in einer völlig fremden Kultur, aber wenigstens in Sicherheit. Kontakt nach Hause gab es anfangs keinen. Dafür aber Kontakt nach Bremen zu Amiras Bruder, der nach seiner Flucht dort gelandet war.

Das hat geholfen. Ein Teil der Familie hatte es geschafft. Und in Afghanistan? Vielen Ortskräften gelang es nicht aus Afghanistan zu entkommen. Den einfachen Bürgern erst recht nicht.

Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen
Haben wir das schon vergessen? Das dürfen wir nicht vergessen! Und wie ist die derzeitige Lage in Afghanistan? Vor gut einem Jahr sind die Taliban in Afghanistan an die Macht gekommen. Zeit für eine bittere Bilanz: Massive Verletzungen der Menschenrechte sind an der Tagesordnung. Viele Menschen fürchten um ihr Leben. Die Lage in Afghanistan wird immer schwieriger.

Sie spitzt sich zu! Insbesondere für Mädchen und Frauen. Ab zwölf Jahren ist der Schulbesuch nicht mehr erlaubt. Auch ein Besuch auf dem Markt ist allenfalls vollverschleiert möglich. Zunehmend sitzen die Frauen verängstigt zuhause. Auch Amiras Schwester. Inzwischen kann sie mit ihrer Familie in Deutschland telefonieren. Das macht sie regelmäßig, fast täglich.

Singen darf sie zuhause auch. In der Öffentlichkeit ist das längst verboten. Sport machen erst recht. Das weibliche Fahrradteam von Kabul trainiert trotzdem noch: ,,Wir machen das Unmögliche möglich. Ich werde nie aufgeben, ich werde meine Ziele verfolgen“, sagte eine Teamkameradin zur Journalistin vom Auslandjournal. Wenn Amiras Mutter an ihre Tochter in Afghanistan denkt, weint sie oft.

Dann wird auch Amira traurig. Trotzdem sagt sie: ,,Ich darf nicht weinen, ich muss stark sein.“ Muss man in diesem Alter wirklich schon so stark sein? Ob ich das so könnte? Ich weiß es nicht!

Liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen,
„Bilder aus Afghanistan sind vielleicht aus der Tagesschau verschwunden, das bedeutet aber nicht, dass sie aus unseren Köpfen verschwinden dürfen. Menschen haben das Recht, selbstbestimmt, frei und in Würde zu leben.“, so Catharina Nies, migrationspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen in Schleswig Holstein vor wenigen Wochen.

Und hier stimme ich ihr voll zu. Geld alleine reicht nicht aus. Hilfe zur Selbsthilfe muss das eigentliche Ziel sein. Und zwar ohne Waffen! Derzeit nur schwer umzusetzen, sind doch kaum Deutsche vor Ort! Aber gerade deshalb, mein Appell: Lasst uns Afghanistan nicht vergessen! Wir dürfen Afghanistan nicht vergessen! Vielleicht hilft die ein oder andere Spende nach Afghanistan ja zumindest ein bisschen!

Und in Deutschland? Aus „kein bisschen Frieden“ wurde für Amira „ein bisschen Frieden“. Die Familie zog nach Altbach. Dort fasste sie unglaublich schnell Fuß. Seit einem Jahr besucht Amira die Grundschule. Schnell hat sie Freundinnen gefunden. Zwei Mädchen, ausgerechnet aus Pakistan und dem Irak, kümmerten sich in den ersten Wochen rührend um sie.

Längst kennt sie unsere Schrift und auch Deutsch lernt sie schnell. Auch ihren Eltern war von Anfang an bewusst, dass Deutsch die gemeinsame Sprache sein muss. Amiras Vater besucht in Esslingen einen Sprachkurs, ihre Mutter ebenso. Sie haben sich darauf eingelassen, die deutsche Kultur kennenzulernen. Das finde ich sehr beeindruckend.

Das erste Weihnachtsfest und Fasching, anders aber toll für Amira. Auch am Schwimmunterricht nimmt sie jede Woche teil. Das hat anfangs viel Überwindung gekostet. Inzwischen ist das freitags ganz normal. Im Februar hat Amira zum ersten Mal Erdbeeren aus dem Supermarkt gegessen. Dass diese hier im Sommer wachsen, ganz im Gegensatz zu Bananen, hat sie auf dem Berghof in Deizisau mit eigenen Augen gesehen.

In den nächsten Monaten wird Amira die Jugendverkehrsschule besuchen. Ein Fahrrad hat sie schon. In Deutschland darf sie ja schließlich Fahrrad fahren. Natürlich wird sie auch weiterhin die Schule besuchen. Das wäre in ihrer alten Heimat bald nicht mehr möglich. Sie wird nämlich demnächst 12. Amira scheint sich in Altbach wohlzufühlen.

Inzwischen spricht sie von ihrer neuen Heimat! Eine unglaubliche Geschichte, die noch nicht zu Ende geschrieben ist und kein Einzelfall bleiben sollte! Was können wir konkret tun? Ja, wir haben zahlreiche innenpolitische Herausforderungen zu händeln und ja wir haben den schlimmen Ukraine-Krieg hier in Europa. Das ist mir bewusst. Aber es leben hier auch Flüchtlinge aus Afghanistan und anderen Ländern als Teil unserer Gesellschaft.

Und auch sie brauchen unsere Unterstützung. Deshalb mein Appell: Lasst uns die Flüchtlinge aus Afghanistan nicht vergessen! Wir dürfen die Flüchtlinge aus Afghanistan nicht vergessen! Lasst uns handeln! Wir müssen Flüchtlingen aus Afghanistan helfen! Und das ist auch durchaus möglich. Und zwar im Großen und im Kleinen! Auf landes- und kommunalpolitischer Ebene müssen meines Erachtens diesen Flüchtlingen ähnliche Rechte wie den Ukrainern zugestanden werden.

Es ist sicherlich gut gemeint, wenn in der ersten Novemberausgabe der Plochinger Nachrichten die Bevölkerung auf der Titelseite dazu aufgerufen wird, den Ukrainischen Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Es ist sicherlich gut gemeint, dass die ukrainischen Kinder kostenfrei am Ferienprogramm teilnehmen dürfen und auch in den Sportvereinen keinen Beitrag zahlen müssen.

Aber steht Flüchtlingen aus anderen Ländern dieses Recht dann nicht auch zu? Gleiches gilt natürlich auch für andere Freizeitaktivitäten oder die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier darf die Politik nicht mit zweierlei Maß messen. Ebenso nicht bei der Vergabe von Plätzen in Sprachkursen. Und deshalb, mein Appell: Lasst uns die Flüchtlinge aus Afghanistan nicht vergessen!

Wir dürfen die Flüchtlinge aus Afghanistan nicht vergessen! Lasst uns handeln! Wir müssen Flüchtlingen aus Afghanistan helfen! Auch jeder Einzelne von uns kann einen kleinen, aber feinen Beitrag leisten, oft im unmittelbaren Umfeld. In Plochingen können donnerstags beim Treff am Markt beispielsweise gebrauchte Kleider und ausrangiertes Spielzeug abgegeben werden oder auch einfach nur ein Kuchen gespendet werden.

Dann treffen sich dort Flüchtlinge auch aus anderen Ländern und verbringen ein, zwei nette Stunden miteinander. Samstags gibt es in der Gymnasiumsporthalle ein Angebot zum Klettern. Hier werden immer ehrenamtliche Helfer gesucht. Und der Arbeitskreis Asyl in Altbach, der Flüchtlinge auf vielfältige Art und Weise unterstützt, freut sich ebenso über jede helfende Hand ….

Auch ich versuche ganz im Kleinen zu helfen. Amira trägt beim Schwimmen meinen zu klein gewordenen Badeanzug. Und wer weiß, vielleicht besuchen wir demnächst gemeinsam ein Schwimmbad. Im Frühjahr gehen wir auf jeden Fall Erdbeeren pflücken. Wenn sie im nächsten Jahr in die weiterführende Schule kommt, werde ich ihr das Schulgelände zeigen.

Das habe ich mir fest vorgenommen. Und bei unserem nächsten Treffen werde ich ihr das Lied von Nicole vorspielen. Vielleicht sollte das Lied von Nicole wieder häufiger im Radio gespielt werden. Es ist aktueller denn je. 1 Jahr nach dem Fall von Kabul: Haben wir Afghanistan vergessen? Wir dürfen Afghanistan nicht vergessen! Deswegen, mein Appell: Vergesst die Flüchtlinge aus Afghanistan nicht!

Denkt an die Flüchtlinge aus Afghanistan! Jeder Einzelne von uns! Lasst uns handeln! Wir müssen helfen! Übrigens: Kürzlich hat Nicole ihr neues Album rausgebracht. Darauf gibt es eine neue Version des Songs. Sie hat den Refrain auf Russisch übersetzt, eine Botschaft an Herrn Putin, wie sie sagt. Und Übrigens: Amira geht jetzt gemeinsam mit dem Mädchen aus Pakistan einmal in der Woche in den Schulchor.

Vielleicht wird „Ein bisschen Frieden“ demnächst ja auch dort gesungen – und vielleicht sogar auf Arabisch!

1 Der Name ist der Autorin bekannt und wurde aus Gründen des Personenschutzes geändert.

Literaturverzeichnis

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Aufruf der Stadtverwaltung Plochingen – Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine. (03.11.2022). Plochinger Nachrichten, S. 1. Abgerufen am 05. 11 2022
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Nicole singt „Ein bisschen Frieden“ jetzt auf Russisch. Abgerufen am 04.11.2022 von https://www.mdr.de/meine-schlagerwelt/nicole-singt-ein-bisschen-frieden-auf-russisch-100.html
Amira. {28. 10 2022). Flüchtlingsgeschichte eines afghanischen Mädchens. (L. Günther, Interviewer)
Nies, C. (30. 09 2022). WIR DÜRFEN AFGHANISTAN NICHT VERGESSEN/ Abgerufen am 04. 112022 von https :/ / sh-gruene-fra ktio n .de/ pressemitteilu ng/wi r-duerfen-afgha nista n-nicht-vergessen
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